Weimar. (dpa/tlz) Die
frühere PDS-Landtagsabgeordnete Almuth Beck hat unfreiwillig Parlamentsgeschichte geschrieben. Nachdem ihr als bundesweit erster Abgeordneten im April 1999 wegen Spitzelei für die Stasi ihr
Landtagsmandat entzogen worden war, gab sie sich unbeeindruckt. “Ich bin ein altes Schlachtross, mich ficht das nicht an. Ich gehe vor Gericht”, sagte sie damals und reichte Verfassungsklage ein. Sie sei
“wie immer gelassen”, sagte sie auch bei der Verhandlung vor dem Weimarer Verfassungsgerichtshof. “Das sind keine Sachen, wegen denen ich
die Nerven verliere", meinte die 59-Jährige. »Ich bin sicher; dass die Sache positiv ausgeht.” Der mündlichen Verhandlung folgte Beck meist äußerlich ungerührt. Mit gefalteten Händen saß sie ruhig neben
ihren Anwälten, auch, als die Rede auf ihre 346 Seiten umfassende Stasi-Akte kam, deren Inhalt die TLZ als erste Zeitung Thüringens im Detail veröffentlicht hatte. Erst als das Landtagspräsidium auf der
Gegenseite ihr vorwarf, sie habe sogar über ihre eigenen Verwandten Berichte geschrieben, gestikulierte sie wütend und suchte Blickkontakt mit ihren ebenfalls entrüsteten Anhängern im Publikum.Beck verteidigt sich nämlich damit, dass sie immer nur ganz offizielle Kontakte zur Staatssicherheit gehabt und keinem Menschen geschadet habe. Die. studierte Pädagogin, im Oktober 1940 in
Sonneberg geboren, war seit 1965 im Rat des Kreises Sonneberg Kaderleiterin in der Abteilung Volksbildung. Nach ihrem Studium in Jena hatte sie - wie auch in den ersten beiden Nachwendejahren - als Lehrerin
gearbeitet. In ihrer Zeit im Rat des Kreises hatte Beck eine Verpflichtungserklärung für die Stasi unterschrieben, die sie selbst lediglich als “Schweigeerklärung” im Rahmen ihrer dienstlichen Kontakte
bezeichnet. Wenn die PDS sie auch auf dem Klageweg vor das Verfassungsgericht mit einem eigenen Normenkontrollverfabren unterstützte, so ist Beck parteintern doch nicht unumstritten. Im
Wahlkreis Sonne-berg kandidierte sie im September 1999 auf Wunsch der dortigen PDS-Altkader zwar wieder zur Landtagswahl, fiel aber aufgrund ihres sch1ech-ten Listenplatzes durch. Sollte ihr.
Mandatsentzug als rechtswidrig aufgehoben werden, wird Beck trotzdem nicht wieder ins Parlament einziehen. |